Kasperlgraf lächelt Schulkindern zu

Pocci-Gesellschaft weiht Denkmal für Literaten, Zeichner und Schöpfer des Larifari in Münsing ein

 

Münsing. Angesehener Hofbeamter unter drei bayerischen Königen, Literat und Stückeschreiber, Komponist, Karikaturist, Maler und Zeichner, Kinderfreund und Erschaffer des Kasperl Larifari – all dies war Franz Graf von Pocci (1807 bis 1876). Ihm wurde am Samstag vor der Münsinger Grundschule ein Denkmal gesetzt. Die Bronzeskulptur hat der Mooseuracher Bildhauer Otto Süßbauer geschaffen und dabei den Kasperlgrafen wunderbar in Szene gesetzt: exakt gescheitelt, gertenschlank, ein mächtiges Kinn, ein hintergründig breites Lächeln. Zu seinen Füßen sitzt der Larifari, der hinter vorgehaltener Hand den Schulkindern und Passanten etwas zuzuflüstern scheint.

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Die bunte Feier unter freiem Himmel wäre dem Grafen vermutlich „wohlfeil“ gewesen. Die vielen Schulkinder hatten unter Anleitung von Lehrerin Johanna Thurmair einige seiner Gedichte und Lieder eingeübt, außerdem Motive seines reichen malerischen Vermächtnisses umgesetzt. „Widewide wenne, heißt meine Putt-Henne“ ist so ein Scherzlied, das die Kleinen mit offensichtlichem Spaß vortrugen. Und würde man heutzutage das Einmaleins mit Poccis Eselsbrücken lernen – wer weiß, ob es nicht schneller säße. Zwei Kostproben: „Drei mal fünf ist fünfzehn, man kann auch ohne Strümpf gehn.“ Oder: „Sechs mal zehn ist sechzig, wenn andere singen, krächz“ ich.“ Die Belohnung für die kleinen Vortragskünstler kam postwendend. Michael Köhle, Vorsitzender der 2002 gegründeten Pocci-Gesellschaft, versprach einen kostenlosen Besuch des Münchner Marionettentheaters.

Ganz ohne Reden mit Lobes- und Dankesworten und eine Reihe prominenter Gäste unter den vielen Einheimischen ging es dann doch nicht. Bürgermeister Michael Grasls Begrüßungsliste war lang: Ehrenbürger Vicco von Bülow (Loriot) mit Frau waren darunter, die Pocci-Gräfinnen Annamaria (Mirzl), Christina und Felicitas, Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus mehreren Landkreisen sowie die Musikkapelle Münsing unter Leitung von Johann Günther Werner. Grasl rühmte die „rührige“ Pocci-Gesellschaft und die Wahl des Standortes vor der Schule: „Das Denkmal bezieht die Kinder mit ein“, meinte der Bürgermeister.
otto2Als Pocci-Kenner erwies sich Bezirkstagspräsident Franz Jungwirth. „Schlabber die Büchs, hätte Pocci an dieser Stelle gesagt“, sagte er. Das Denkmal sei überfällig, denn der Graf habe Generationen von Kindern mit seinen Figuren erfreut. Vielleicht sollte man Kinder – angesichts der „erschreckend zunehmenden Probleme“ – mehr mit dem Larifari konfrontieren. Denn mit dessen Weltsicht und Humor seien Konflikte „kindgerecht“ zu lösen, so Jungwirth.
Mit Blick auf Loriot und das Denkmal meinte stellvertretender Landrat Martin Bachhuber: „Der hintergründige Humor fand hier am Ostufer offenbar eine Heimstatt.“ Für Schulrätin Karin Mühlbauer war die Denkmalenthüllung „ein wunderbarer Tag“. Der Pocci-Gesellschaft zolle sie „höchsten Respekt, höchste Anerkennung und Bewunderung“. Ulrich Dittmann, Vorsitzender der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft und Gründungsmitglied der Pocci-Gesellschaft, sprach gar von einer „literarischen Achse im Oberland, die somit entstanden ist“. Bei der Enthüllung der Skulptur sagte Köhle, „dass das Denkmal unter anderem auch die Diskussion über Leben und Werk von Graf Pocci anstoßen soll“.
Barbara Szymanski

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Dienstag, den 14. März 2006

 

 

 

Dem Grafen ein Denkmal

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Er war ein angesehener Hofbeamter unter drei bayerischen Königen, ein Literat, Komponist, Karikaturist, Maler, Kinderfreund und Erschaffer des Kasperl Larifari: Franz Graf von Pocci. Am Samstag wurde ihm vor der Münsinger Grundschule ein Denkmal gesetzt in Form einer Bronzeskulptur, geschaffen vom Mooseuracher Bildhauer Otto Süßbauer. Schulkinder sangen zur Einweihung (Bericht folgt).
szb/Foto: Neubauer Quelle: Süddeutsche Zeitung Montag, den 13. März 2006

 

 

 

 

 

 

 

199. Geburtstag:
Franz Graf von Pocci hat sein Denkmal

suessbauermerkur Münsing – Da steht er und blickt hocherhobenen Hauptes von seinem Sockel: ein dünnes Männlein mit noch viel dünneren, nach hinten durchgedrückten Beinen. Auf dem Gesicht ein breites Grinsen, das amüsiert und zugleich zufrieden wirkt. Zu seinen Füßen sitzt der Kasperl Larifari. So wie ihn der Mooseuracher Künstler Otto Süßbauer aus Bronze modelliert hat, karikierte sich Franz Graf von Pocci auch gerne selbst. Was er damit zum Ausdruck bringen wollte ist, dass man sich und das Leben nicht allzu ernst nehmen sollte.

„Das unbeschwerte Lachen nicht verlernen“

Diese Botschaft griffen die Festredner bei der Denkmal-Enthüllung vor der Münsinger Grundschule am Samstag gerne auf. „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass wir Erwachsenen das unbeschwerte Kindsein und das Lachen nicht ganz verlernen“, sagte Bürgermeister Michael Grasl. Er freute sich, unter den rund 100 Besuchern und Ehrengästen auch den in der Gemeinde lebenden Vicco von Bülow und dessen Gattin begrüßen zu können. „Der hintergründige Humor ist in Münsing offenbar beheimatet“, sagte der stellvertretende Landrat Martin Bachhuber. Nicht nur Kreis-Kulturpreisträger Loriot besäße ihn, Bachhuber kenne auch viele Bürger mit „dieser ganz speziellen augenzwinkernden Art“. Es sei eine ausgezeichnete Idee, dem berühmten königlichen Hofbeamten, Komponisten, Maler, Dichter und „Kasperlgrafen“, der zeitweise in Ammerland gelebt hatte, zu seinem 199. Geburtstag eine Statue zu widmen.

Über den dafür geeignetsten Platz hatten die Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft und der Gemeinderat lange gegrübelt. Zur Debatte standen unter anderem der Münsinger Dorfplatz und Schloss Ammerland. Dass man sich schließlich für den Standort zwischen Rathaus und Schule entschieden hatte, wurde am Samstag allgemein als weise Entscheidung gewürdigt. Nicht etwa, dass die beiden Einrichtungen etwas mit einem Kasperltheater gemein hätten. Franz Graf von Pocci liebte vielmehr die Kinder, wie seine über 40 Puppenkomödien beweisen. Die Figuren rund um den Kasperl Larifari sind zeitlos und auf eine Weise witzig, die Groß und Klein anspricht, wie das im Anschluss an den Festakt aufgeführte „geschmackvolle Kasperltheater Dr. Döblingers“ bewies.

Einladung ins Marionetten-Theater

Solche kindgerechten Geschichten bräuchte es viel mehr anstelle gewaltdurchzogener Computerspiele, fand der Bezirkstagspräsident von Oberbayern, Franz Jungwirth. Schulrätin Karin Mühlbauer und die Lehrer der Grundschule konnten dem nur zustimmen. Michael Köhle, Vorsitzender der Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft, entschloss sich daher spontan, alle Schüler ins Münchner Marionettentheater einzuladen, nachdem sie die Feier mit Gedichten und Liedern Poccis so schön umrahmt hatten.

Zusammen mit Otto Süßbauer und den Gräfinnen Anna Maria, Christina und Felicitas von Pocci enthüllte er schließlich die Bronzeskulptur. 15 000 Euro hat sie gekostet, ein Großteil ist laut Köhle durch Spenden von Gemeinde, Firmen und Privatleuten bereits abgezahlt.

Münchner Merkur, Isar-Loisachbote vom 13. März 2006 Tanja Lühr

 

 

Ja, wo enthüllen sie denn…………?

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Bei der Enthüllung des Pocci Denkmals in Münsing war unter den Zuschauern auch Vicco von Bülow alias Loriot (mit Kappe) – der dem Kasperl insofern seelenverwandt ist, als auch seine Helden menschliche Schwächen offenbaren.

Foto: Neubauer, Süddeutsche Zeitung vom 18./19. März 2006